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Mittwoch, 3. September 2014

Es ist egal ob ein Rollstuhl durchpasst...

Es ist egal ob ein Rollstuhl durchpasst...


Täglich bekommen wir Sie. Emails, Nachrichten, Anfragen zu einem Praktikum bei uns. 


Sarah, 16 Jahre schreibt uns: "(...) und weil ich nicht so lange arbeiten will wie meine Freundin, wollte ich bei Ihnen Fragen ab wann ich bei Ihnen anfangen kann weil wir das alle von der Schule aus machen müssen (..)"

Nadine, 15 meinte: (...) Deshalb bewehrbe ich mich jetzt hiehr bei innen, weil wir von der Schule aus alle uns Bewehrben müssen. Wenn Sie wollen komme ich auch zu Ihnen. Wenn Sie nicht wollen dann schreihben Sie bitte, das das nicht so geht, weil ich das meine Lehrerin zeigen mus. (...)"

Und Ömer 17 war er Meinung das: "(...) ich dem schon so viel fohtograviert habe. Dem Auto, dem Freude, dem Haus, und dem Blumen. Meine Freunde sagt dem auch, das dem schöne Fotos sind. Behruflilch will ich aber dem Bankkaufmann lerhnen, wegen dem Geld, und bessere verdienhst. Als fohotograv verdiehnt man nicht so viel wie in der Bank. Die Bank hat aber gesagt, das die mich schon nemen werden. Ich muss denen nur sagen wann ich kommen soll. (...)"

Das sind alles Situationen mit denen wir uns schwer tun. Situationen die für beide Seiten nicht wirklich viel bringen. 

Zu viele Bewerber sind auf dem Markt, die tatsächlich wollen, und die auch eine gewissen Wertschätzung mitbringen.

Und dann gibt es noch Menschen die mit einem kleinen Handicap leben müssen, für Ihr Leben gerne fotografieren - und das sogar recht gut, - und denen jede Chance verwehrt wird. 


Manuell ist so ein Mensch. Als wir erfahren haben, das Manuell im Rollstuhl sitz, wussten wir im ersten Moment nicht wie wir es organisieren sollen. Unser Studio ist mit 50qm nicht das größte. Ein Rollstuhl passt nicht durch den Bereich zwischen Eingang und Set, und die Erfahrung hat uns in diesem Bereich komplett gefehlt. Was also tun? Richtig. Wir heben den Rollstuhl einfach ein paar Meter nach oben an, und das Problem war gelöst. Manuell ist nicht ausschliesslich auf den Rollstuhl angewiesen. Ein paar Meter gehen funktioniert genau so wie aufstehen, oder sich normal zu bewegen, soweit es seine Bewegungsfähigkeit zulässt. 

Wir wollten Manuell kennen lernen. Für eine ganze Woche fehlte uns die Zeit, aber für 3 Tage konnten wir es einplanen. 
Man kommt miteinander ins Gespräch, interessiert sich für den anderen, und redet. Man redet darüber das alle Studios bei denen angefragt wurde keine Möglichkeit darstellen wollten, man redet über Fotografie, über Kunst, über Mädchen, Hobbys, und wie man sich die Zukunft vorstellt. 

Verwacklungsfrei wenn alles steht. 
In Aktion
Am 2. Tag des Praktikums fand ein Firmenshooting statt, bei dem es mir wichtig war, Manuell dabei zu haben. Kameratasche, Ausrüstung, mobiles Hintergrundsystem. Für den Rollstuhl war kein Platz mehr im Auto. Über die Entscheidung von mir das der Rollstuhl dann eben im Studio bleibt, habe ich mir erst danach Gedanken gemacht. Für Manuell war es nicht normal ohne den Rollstuhl eine, wenn auch kleine Reise anzutreten. Für Ihn war es normal das der Rollstuhl sein ständiger Begleiter ist. 
Wir fuhren ohne Rollstuhl los. Vielleicht auch um zu zeigen, das dieser Rollstuhl keinen all zu grossen Platz in seinem Leben einzunehmen hat. Ganz ohne wird es nicht gehen. Aber an diesen einen Nachmittag funktionierte etwas, was es sonst nicht gegeben hätte. Wer Ihn ohne Rollstuhl kennen lernt bemerkt den Unterschied etwas beim laufen. Nach wenigen Metern ist Schluss, man kämpft, hat kaum noch Kraft. Aber jede einzelne Schritt ging ohne. Jeder einzelne Schritt zeigte das wir recht hatten. Ein Rollstuhl ist kein Grund "Nein" zu sagen. Zu was auch immer, zu welcher Situation auch immer. 
Nicht immer im Vordergrund - Der Rollstuhl

Man überlegt sich wie man es hier schreibt.  Ob man es überhaupt schreibt. Es macht einen wütend zu hören, das ein 150qm Studio keine Möglichkeit sieht jemanden für eine Woche einen Praktikumsplatz anzubieten. Was wir davon haben ? Einen jungen Fotografen der ganz heiss darauf ist, Events für uns zu fotografieren, die zu Ihm passen. Dort wo Leben ist. Im Leben spielt ein Rollstuhl lange nicht immer die erste Geige. Die Verantwortung die wir dem Gegenüber haben, jedoch schon. 

Wären bei anderen nicht soviel Grenzen im Kopf, hätte Manuell vielleicht nicht die Erfahrung machen können, das der Rollstuhl bei weitem nicht immer dabei sein muss. Und wenn etwas zu Eng ist, oder nicht durch passt, dann hebt man es eben 1,5 Meter an. So einfach ist das....